Wort-Wahl: Die Wirkung Deiner Worte

24 Aug 2023 | Gesellschaft, Persönliches

Worte haben Macht.  Es macht einen Unterschied, wie wir etwas ausdrücken, wie wir mit anderen Menschen sprechen.  Und zwar weit über Schimpfworte hinaus.  Vor einigen Jahren habe ich begonnen meine Sprache bewusster zu nutzen und möchte hier mit dir teilen, welche Elemente ich nicht mehr nutze und warum.

Die Wirkung von Worten

„Worte können sein wie winzige Arsendosen: Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“  Diese Worte stammen von Victor Klemperer, der die Sprache des dritten Reichens analysierte.  Aber diese Aussage trifft nicht nur darauf zu, sondern auch auf unseren „friedlichen“ Alltag.  In unserer Sprache gibt es so viele Ausdrücke und Sprichworte, die wir nutzen, ohne darauf zu schauen, woher sie stammen oder wie sie wirken.  Wie wir mit uns selbst sprechen eingeschlossen.  Und Worte wirken.  Es macht einen Unterschied, ob ich jemanden als dumm bezeichne, oder anerkenne, dass jeder Mensch anders denkt, versteht und Fehler eben passieren können.

Worte, die ich aus meinem Wortschatz verbanne

Hier stelle ich euch einige Worte und Sprichworte vor, die ich nicht mehr nutze.  Zumindest dort, wo es mir bewusst wird.  Worte, die wir vorher unbewusst verwendet haben und die ihren festen Platz in unserem Sprachgebrauch haben, sind nämlich nicht einfach so mal eben rauszustreichen.  Das braucht Geduld und Zeit.  Denn erstmal braucht es das Bewusstwerden, dann das bewusste Weglassen, bevor andere Bezeichnungen ihren Platz im Unterbewusstsein einnehmen.

1. 0-8-15

Wer kennt diesen Ausdruck nicht?  Etwas, das im Durchschnitt liegt, der Standard oder normal ist, eben nichts Besonderes, das betiteln wir gern mal mit „Das ist eben 0 – 8 – 15“.  Hast du dich schon einmal gefragt, woher dieser Ausdruck stammt?  Er stammt aus dem 1. Weltkrieg und bezeichnet das damalige Standard-Maschinengewehr der Deutschen.  Also ich bin Pazifistin und möchte keine Ausdrücke mit Waffen-Bezug nutzen.  Wie sieht’s bei dir aus?

2. Rette sich, wer kann.

Eine Aussage, die einen ziemlich fragwürdigen Kern enthält.  Was passiert mit jenen, die sich nicht selbst retten können?  Und wer sind jene, die sich selbst retten können?  Ich habe letztens die wirklich tolle Doku von „andererseits“ gesehen (40 min. sehr zu empfehlen).  Darin hat Artin von andererseits dieses Thema angesprochen, die Doku trägt den gleichnamigen Titel.  Denn bei der großen Überschwemmung im Ahrtal sind 12 Menschen mit Behinderungen umgekommen, die sich eben nicht allein retten konnten.  Also ich persönlich denke nicht, dass es normal ist, dass sich nur manche retten können.  Dafür haben wir als Menschen zu sorgen.  Punkt.  Also flog dieses Sprichwort aus meinem Wortschatz heraus.

3. Das passt wie die Faust aufs Auge

Eigentlich eine bildliche Sprache, um auszudrücken, dass etwas nicht zusammenpasst.  Eben genauso wenig, wie eine Faust aufs Auge passt.  Mittlerweile wird es aber auch als Bezeichnung genutzt, um zu verdeutlichen, dass etwas besonders gut zusammenpasst.  So oder so, Faust aufs Auge hat was gewaltvolles an sich.  Also raus aus meinem Wortschatz damit.

4. Gott sei Dank

Ich bin getauft und konfirmiert (evangelisch), war aber in meinem Alltag nie sehr religiös.  Und ich fand es irgendwie schon immer seltsam, wenn bei allem Möglichen und Unmöglichen ständig Gott gedankt wird.  Also in den Momenten, wenn z.B. etwas gut ausgeht, das auch hätte „ins Auge gehen“ können.  Meine Alternative dazu: Glücklicherweise.

5. Müssen

Das Wörtchen „muss“ ist eine besonders giftige Dose Arsen im Wortschatz.  Denn wir verwenden es oftmals viel zu oft, dadurch wirkt es schneller.  Wenn wir ständig etwas müssen und es bspw. nicht so wie geplant schaffen, wächst der „müssen“ Berg und die Frustration und das schlechte Gefühl nehmen zu.  Hast du schonmal bewusst darauf geachtet, wie häufig Du dieses Wort verwendest? Schau doch mal, ob es wirklich immer alternativlos ist, du wirst überrascht sein.

6. Zu

Das Wörtchen „zu“ ist eines, das ich nicht komplett gestrichen habe.  Aber ich finde es ist wichtig, es bewusst zu verwenden.  Insbesondere Frauen kennen dieses Wort im wertenden Zusammenhang: zu aufreizend, zu leger, zu leise, zu laut, zu schüchtern usw.  Ich persönlich nehme dieses Wort nur noch in unpersönlichem Zusammenhang bei Beschreibungen „zu“ Hilfe 😉

7. Nur Bahnhof verstehen

Eigentlich wirkt diese Redewendung ja recht harmlos.  Allerdings ist der Ursprung weniger harmlos.  Dieser Spruch entstand im ersten Weltkrieg, wenn die Soldaten von den Grabenkämpfen her so müde waren, dass sie nur noch nach Hause wollten.  Eben zum Bahnhof, um heim zu fahren.

8. Jemandem das Fell über die Ohren ziehen

Die Redewendung sagt schon alles, denn der Ursprung ist exakt die wörtliche Beschreibung, die es beinhaltet.  Einem Pelztier wird der wertvolle Pelz genommen und dieses Tier kommt dabei um.  Um das Fell nicht zu beschädigen, erfolgt das Abziehen von hinten nach vorne, endend bei den Ohren.  Ziemlich blutige Geschichte.  Und es gibt ausreichend alternative Beschreibungen, um auszudrücken, dass jemand in einem Handel „über den Tisch gezogen“ wurde.

Was fällt Dir noch ein?

Gibt es Ausdrücke oder Wörter, die Du nicht (mehr) verwendest? Vielleicht auch in anderen Sprachen? Oder fällt Dir etwas ein, das noch mti auf diese Liste gehören sollte?

Schreib doch gern einen Kommentar 😊

Deine Lorena

Du möchtest mehr lesen? Hier entlang:

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert