Was ist eigentlich „Betriebliche Gesundheitsförderung“ (BGF)?

14 Feb 2024 | Unternehmen

In letzter Zeit wurde ich immer wieder gefragt: Was ist eigentlich BGF? Was hat’s mit der betrieblichen Gesundheitsförderung auf sich? Seit 13 Jahren bin ich beruflich im Bereich der Gesundheitsförderung tätig, auf kommunaler ebenso wie betrieblicher Ebene. Für mich sind die Begriffe ganz selbstverständlich. Aber klar: BGF kennt nur, wer damit schon mal in Berührung kam. Es geht dabei um die Förderung gesunder Arbeitskulturen als ein zentrales Ziel für einen Betrieb. Was genau dahinter steckt, verrate ich Dir in diesem Artikel.

BGF ist ein niederschwelliger Organisationsentwicklungs-Prozess

BGF ist die Abkürzung für „Betriebliche Gesundheitsförderung“. Dahinter steckt ein Organisationsentwicklungs-Prozess (OE Prozess) mit dem Ziel, das ganzheitliche Wohlbefinden von allen am Arbeitsplatz zu verbessern. Die Gesundheit und Arbeitsbewältigungsfähigkeit soll nicht nur erhalten sondern auch gestärkt werden. Das gelingt durch die partizipative Entwicklung von Maßnahmen. Durch deren Umsetzung werden Ressourcen vermehrt und Belastungen reduziert, sodass die Menschen mehr gesunde Lebensjahr trotz und in der Arbeit haben. Die Maßnahmen betreffen dabei alle Ebenen.

Was diesen OE Prozess von anderen unterscheidet, ist seine Niedrigschwelligkeit. Er behandelt ein Thema, das jede Person kennt, das eine positive Entwicklung für alle anstrebt und dazu nicht top down ausgerollt wird.

Die zentralen Aspekte der BGF sind laut Luxemburger Dekleration.

    • Bessere Arbeitsbedingungen und -organisation.
    • Förderung der aktiven Mitarbeiterbeteiligung.
    • Entwicklung der persönlichen Kompetenzen.

Hier wirkt Betriebliche Gesundheitsförderung

Betriebliche Gesundheitsförderung wirkt auf allen Ebenen. Von der Fehler- und Führungskultur über Arbeitsumgebung und Arbeitsorganisation, Motivation, Werte und Kompetenzen bis hin zu Themen, die den Körper und die Psyche betreffen. Der zugrundeliegende Gesundheitsbegriff stützt sich auf zwei wesentliche Verständnisse:

1. „Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen & sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Sich des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen ist ein Grundrecht jedes Menschen […] .“ (WHO)

2.“Gesundheit ist eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein positives seelisches und körperliches Befinden – insbesondere ein positives Selbstwertgefühl – und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wieder hergestellt wird.“ (Badura)

Dabei geht es nicht nur um oberflächliche Themen, wie Sport oder Ernährung. Viel wichtiger als derartige“ naheliegende“ Quick-Wins (die dennoch ihre Berechtigung habe ind sinnvoll seim können) ist der eigemtlicje Prozess: Die Beteiligung aller Mitarbeiter*innen auf wertschätzende Weise, das gemeinschaftliche Erarbeiten von umsetzbaren Maßnahmen, die Etablierung einer Struktur, die es ermöglicht BGF als Thema langfriszig in der Strategie zu implementieren. Was das Unternehmen dadurch bekommt ist dabei mehr als eine Maßnahmenliste. Es ist ein Einblick in die Expertise der Führungskräfte und Mitarbeiter*innen für ihren Tätigkeitsbereich. Die Chance mit mehr als nur den Köpfen der Managementebene über Lösungsmöglichkeiten nachzudenken. Die Möglichkeit alle dort abzuholen und bei Entwicklungen da anzusetzen, wo der wirkliche Status Quo und Bedarf liegt.

Der Überblick: das Haus der Arbeitsfähigkeit

Es gibt ein Konzept, das einen sehr guten Überblick über alle Ebenen bietet, auf denen dieser OE Prozess der betrieblichen Gesundheitsförderung wirkt:Das Haus der Arbeitsfähigkeit.

Die Arbeitsfähigkeit beschreibt „Potenzial eines Menschen […] eine gegebene Aufgabe zu einem gegebenen Zeitpunkt zu bewältigen. Dabei muss die Entwicklung der individuellen funktionellen Kapazität ins Verhältnis gesetzt werden zur Arbeitsanforderung. Beide Größen können sich verändern und müssen ggf. alters- und alternsadäquat gestaltet werden“ (Ilmarinnen J., Tempel J.).

Quelle: Mensch und Arbeit http://www.mensch-und-arbeit.at/haus-der-arbeitsfaehigkeit.php

Entwickelt wurde das Haus der Arbeitsfähigkeit vom finnischen Wissenschaftler Juhani Ilmarinen gemeinsam mit dem Arbeitsmediziner Jürgen Tempel. Darin ersichtlich sind all jene Bereiche, die eine Auswirkung auf die Arbeitsfähigkeit haben, zusammengefasst in vier „Stockwerken“. Stockwerk 1-3 sind dabei stark auch individuell und nicht nur organisational geprägt.

Im ersten Stockwerk findet sich die Gesundheit auf einer psychischen und physischen Ebene.

Es folgen auf Stockwerk zwei die Kompetenzen und Fähigkeiten.

Im dritten Stockwerk finden sich die Werte, die Motivation und die Einstellungen.

Auf dem vierten Stockwerk zeigen sich insbesondere organisationale Themen, wie die Führungskultur, die Arbeitsinhalte und – umgebung sowie der Arbeitsorganisation.

Und all diese Themen spielen eine Rolle, werden aufgegriffen und behandelt in den Maßnahmen bei Gesundheitsförderungsprojekten.

Du möchtest mehr lesen? Hier entlang:

2 Kommentare

  1. Heiko Metz

    Hallo Lorena,
    danke für den Überblick zu BGF. Mich beschäftigt das Thema aus Arbeitnehmersicht und aktuel schon längere Zeit erschöpft Krankgeschriebenem aktuell sehr.
    Gruß
    Heiko

    Antworten
    • Lorena Hoormann

      Hallo lieber Heiko,
      wenn Du magst, kann ich Dir gerne mal unverbindlich ein wenig erzählen, was mit BGF möglich ist. Wenn Du eine so hohe Erschöpfung hast, dann ist es jedenfalls gut, dass Du Dir die Zeit nimmst, um wieder „aufzutanken“. D.h. bei Dir geht es ja aktuell darum, dass die Belastungen vermutlich so hoch sind/waren, dass es erstmal notwendig ist wieder auf ein normales Level zu kommen. Bzgl. der Arbeitsumgebungen hat mensch ja meist bereits eine Vermutung, welche Belastungen es für die eigene Tätigkeit gibt. Wenn Du Dich bereits selbst mit dem Thema beschäftigt hast, dann hast Du hier bestimmt schon einige Vermutungen. Wenn Du magst, melde Dich sehr gern bei mir per Email und wir können mal einen Gesprächstermin vereinbaren: office@hoormann-consult.com
      Jedenfalls Dir erstmal weiterhin gute Besserung und rasche Genesung!
      Liebste grüße,
      Lorena

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert