Gesundheit ist auch Unternehmenssache

16 Feb 2024 | Unternehmen

Wenn wir an Gesundheit denken, so herrscht überwiegend noch das althergebrachte Verständnis: Gesund bin ich dann, wenn ich nicht krank bin. Dabei ist Gesundheit weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Noch dazu ist es ein Thema, das keine individuelle oder gar Privatsache ist. Die Definition der WHO, das Verständnis der Gesundheit als Prozess (Salutogenes) nach A. Antonovsky und als Fähigkeit nach Badura und Hellmann zeigen die Vielfalt von Gesundheit auf. In einer Grafik des Fonds Gesundes Österreich nach Dahlgren und Whitehead wird deutlich, was unsere Gesundheit beeinflusst. Und wenn mensch sich die Lebenszeit ansieht, die wir im Durchschnitt am Arbeitsplatz verbringen, wird auch deutlich, warum hier eine zentrale Möglichkeit liegt die Gesundheit zu beeinflussen. Warum das Sinn ergibt, auch aus wirtschaftlicher Sicht für Unternehmen (Stichwort ROI), das zeige ich Dir in diesem Artikel.

Die Definition von Gesundheit laut WHO

Wenn Gesundheit mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit ist, was genau ist dann Gesundheit? Dazu möchte ich Dich zu einer schnellen Reflexion einladen. Nimm Dir kurz Zeit und versuche die folgenden Fragen jeweils für Dich zu beantworten, nachdem Du die jeweilige Frage durchgelesen hast:

  1. Wann fühlst Du Dich gesund?
  2. Was hat einen Einfluss auf Deine Gesundheit?
  3. Kannst Du nicht mehr gesund sein, sobald Du bspw. eine Behinderung hast?
  4. Was benötigst Du, um langfristig gesund zu bleiben?

Vermutlich hast Du zu diesen Fragen mehr als nur eine Antwort gefunden. Und ich möchte wetten, dass die Antworten bei jemand anderem wieder ganz anders aussehen. Damit hast Du bereits ein Gefühl dafür, was Gesundheit ist. Nämlich vielfältig und alles andere als einfach.

In der Präambel der Verfassung der WHO von 1946 heißt es, dass Gesundheit ein ganzheitliches Wohlbefinden auf körperlicher, geistiger und auch sozialer Ebene bedeutet:

„Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung. Die Gesundheit aller Völker ist eine Grundbedingung für den Weltfrieden und die Sicherheit; sie hängt von der engsten Zusammenarbeit der Einzelnen und der Staaten ab.“

Diese Definition wird durch die WHO basierend auf der Ottawa Charta 1987 noch weiter ergänzt:

„Gesundheit ist die Fähigkeit und die Motivation, ein wirtschaftlich und sozial aktives Leben zu führen“

Gesundheit ist ein komplexer Prozess

Dieser Denkansatz wurde vom israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky geprägt, der sich die Frage stellte, wie Gesundheit entsteht. Er prägte den Begriff der Salutogenese, der den Entwicklungs- und Erhaltungsprozess von Gesundheit beschreibt. Sein Rahmenkonzept des Kohärenzgefühls zeigt auf, welche dynamischen Wechselwirkungen zu ihrer Entstehung und Erhaltung beitragen. Die zentralen Komponenten dieses sogenannten „Sense of Coherence“ (SOC) sind nicht nur durch objektive Faktoren, sondern auch subjektiv geprägt. Es geht dabei um die Elemente Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit bzw. Sinnhaftigkeit.

„Das SOC (Sense of Coherence = Kohärenzgefühl) ist eine globale Orientierung, die ausdrückt, in welchem Ausmaß man ein durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass

1. die Stimuli, die sich im Verlauf des Lebens aus der inneren und äußeren Umgebung ergeben, strukturiert, vorhersehbar und erklärbar sind;

2. einem die Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Anforderungen, die diese Stimuli stellen, zu begegnen;

3. diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Anstrengung und Engagement lohnen.

Gesundheit ist eine Fähigkeit

Gesundheit ist also ein ganzheitliches Wohlbefinden, das durch objektive aber auch subjektive Faktoren geprägt ist und jede*r erlebt es unterschiedlich. Noch dazu, können auch wir selbst etwas für oder gegen unsere Gesundheit tun. B. Badura und T. Hellmann haben diesen Umstand in einer noch erweiterten Definition im Jahr 2002 beschrieben. Dabei legen sie ein Augenmerk auf die gesundheitliche Funktion der Selbstregulierung. Dabei ist auch ganz deutlich der Aspekt des sozialen Wohlbefindens wesentlich.

„Gesundheit ist eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein positives seelisches und körperliches Befinden – insbesondere ein positives Selbstwertgefühl – und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wieder hergestellt wird.“

Gesundheit ist keine Privatsache

Wenn es um ein ganzheitliches Wohlbefinden geht, dann liegt es nahe, dass Gesundheit nicht nur Privatangelegenheit sein kann. Natürlich sind mein Körper und die individuelle Lebensweise wesentlich, wenn es darum geht, wie gesund ich bin oder mich erhalte. Aber es gibt auch noch ganz andere Ebenen, die einen zentralen Einfluss auf unsere Gesundheit haben: soziale und kommunale Netzwerke, Lebens- und Arbeitsbedingungen und allgemeine Bedingungen der sozioökonomischen, kulturellen und physischen Umwelt. Und wenn all diese Aspekte eine Auswirkung auf die Gesundheit jedes einzelnen Menschen haben, bedeutet es, dass wir hier ebenfalls Schrauben für oder gegen unsere Gesundheit stellen können. Das bedeutet, je nachdem, wie wir unsere Umwelt ausgestalten, können wir auch einen Einfluss auf unsere Gesundheit nehmen. Die folgende Grafik vom „Fonds Gesundes Österreich“ (FGÖ) zeigt sehr anschaulich, welches die Gesundheitsdeterminanten sind.

Quelle: Fonds Gesundes Österreich nach Dahlgren, G., Whitehead, M. (1991)

Gesundheit ist auch Unternehmenssache

Die Arbeitsumgebung ist eine der Gesundheitsdeterminanten, die einen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen hat. Und es ist tatsächlich sinnvoll, hier anzusetzen, um die Gesundheit aktiv zu fördern. Sinnvoll für Unternehmen, vor allem aber auch für jede*n einzelnen. Warum, das zeige ich Dir gerne anhand einer Berechnung für Österreich, die ich im letzten Jahr für einen Vortrag durchgeführt habe. Dabei beziehe ich mich aus Zahlen mit dem Stand 2020/2021 aus Veröffentlichungen von: Statista, Arbeiterkammer, Statistik Austria, WKO und ÖGB. Basierend auf diesen Zahlen, fällt auf unser Arbeitsleben ca. 48% unserer Lebenszeit.

  • 81,3 Jahre = durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich
  • 21,6 Jahre = durchschnittliches Alter zum Eintritt in den Arbeitsmarkt
  • 62,5 Jahre = durchschnittliches Antrittsalter der Pension
  • 42,1 Std.   =   durchschnittliche Arbeitszeit bei Vollzeitanstellung pro Woche (8,42 Std./Tag)
  • 7,2 Std.     =   durchschnittlicher Schlaf /Tag (Stand 2016)
  • 10,3 Tage  =   durchschnittliche Krankenstandsdauer pro Person und Jahr
  • 12,7 Tage  =   durchschnittliche Krankenstandstage pro Person und Jahr
  • 37,9 Jahre = durchschnittliche Lebensarbeitszeit

Quelle: eigene Darstellung, basierend auf o.g. Zahlen. (Anmerkung: Selbstversorgung Schätzwert)

 

Bei einem Blick auf die Hochrechnung pro Jahr und Tag zeigt sich ein Bild, das wenig überrascht, ein Großteil der Zeit pro Tag entfällt – bei Vollzeitanstellung – auf die Arbeitszeit (ca. 35% Zeitaufwand). Das bedeutet, die Zeit fällt auf einen Bereich, in dem wir uns an einem spezifischen Ort (meistens), mit spezifischen Arbeitsbedingungen und spezifischen Menschen sowie innerhalb einer ganz eigenen Unternehmenskultur aufhalten. Wenn nun diese Umgebung nicht gesundheitsförderlich, sondern unter Umständen sogar gesundheitsschädlich ist, hat es eine massive Auswirkung auf die Gesundheit der einzelnen Personen. Ganz gleich, ob es sich dabei um Führungskräfte oder Mitarbeiter*innen handelt.

Abgesehen von der Arbeitszeit bleibt neben dem Schlaf (pro Tag ca. 30% Zeitaufwand) nur mehr ein Zeitbudget von ca. 35%. Diese Zeit bedeutet jedoch nicht, wie wir oftmals im Sprachgebrauch vermuten lassen, „Freizeit“. Denn hierein fällt auch die Versorgung von uns selbst (Zähne putzen, duschen, einkaufen usw.) und unter Umständen zudem die Versorgung von anderen Menschen (Pflegebedürftige Familienangehörige wie Kinder, ältere Menschen und ja, auch Ehepartner). Wenn wir davon ausgehen, dass wir ca. 3 Stunden pro Tag für die Selbstversorgung benötigen. Und vielleicht noch mal mindestens genauso viel für die Versorgung anderer, dann bleiben am Ende noch 9% der Tageszeit, die uns frei zur Verfügung stehen. D.h. in der wir uns regenerieren und Hobbys nachgehen können. Utopisch, in dieser Zeitspanne von ca. 2 Stunden all das auszugleichen, was unserer Gesundheit möglicherweise in der Arbeitswelt schadet. Es macht also durchaus Sinn, sich für gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen einzusetzen. Beispielsweise im Rahmen von einem Projekt zur betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF).

Quelle: eigene Darstellung, basierend auf o.g. Zahlen. (Anmerkung: Selbstversorgung Schätzwert)

 

Darum ist Gesundheitsförderung für Unternehmen sinnvoll

Nicht nur die einzelnen Personen im Unternehmen profitieren von Gesundheitsförderung, sondern auch das Unternehmen an sich. Das Wohlbefinden am Arbeitsplatz kann als unternehmerischer Erfolgsfaktor etabliert werden (Stichwort Mitarbeiter*innenbindung und -gewinnung), die Arbeitsmotivation wird gehoben, Krankenstände und Fehlzeiten verringert, das innerbetriebliche Vertrauen wird gesteigert und auch wirtschaftlich entsteht ein positiver Effekt. Gesundheitsförderungsmaßnahmen haben laut dem iga report 40 einen Return-on-Investemt (ROI) von 2,7: für jeden investieren Euro zur Förderung der Gesundheit, spart das Unternehmen 2,7 Euro ein.

Wenn die Arbeitsumgebung die Gesundheit hingegen belastet, kann sich hingegen sogar ein negativer wirtschaftlichen Effekts, bspw. bei einer Burnout-Diagnose von einem Mitarbeitenden. Es gibt eine Veröffentlichung von Schneider und Dreer (2013), die die monetären Kosten für ein Unternehmen am Beispiel einer Burnout-Erkrankung aufzeigt. Die Kosten beziehen sich dabei auf den gesamten Behandlungsverlauf und sich keine jährlichen Werte, sie zeigen die Gesamtkosten pro Burn-Out-Betroffener*m auf. Bei Früherkennung beliefen sich die Kosten 2013 auf ca. 1.500 bis 2.300 Euro, bei verzögerter Diagnose auf ca. 12.400 bis 17.700 Euro, bei später Diagnose auf ca. 94.000 bis 131.000 Euro. In die Berechnung eingeflossen sind sowohl direkte ( Therapiekosten und therapiebegleitende Kosten) als auch indirekte Kosten (volkswirtschaftlichen Kosten), durch Krankenstand. die jeweils untere Zahl beinhalten die Kosten des Personalausfalls. Die höhere Zahl (bis) sind auch Kosten für eine Einbuße an Wertschöpfung enthalten.

Wenn Du jetzt das Gefühl hast, dass Gesundheitsförderung auch in Deinem Unternehmen sinnvoll wäre, dann melde Dich gerne für ein unverbindliches Erstgespräch. Sowohl als Beraterin von „Tut gut!“ als auch als Beraterin im Pool der ÖGK kann ich Dich gerne in Österreich begleiten. Aber auch außerhalb von Österreich stehe ich gerne als Expertin zur Verfügung.

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